Teilnehmende der EZUS-Sommerakademie stellen sich den Phänomenen unserer Zeit – Tagungsbericht

Zahlreiche öffentliche und politische Debatten der letzten Jahre hatten die Themen Migrations- und Fluchtbewegungen, gesellschaftliche Integration und Zunahme religiöser Pluralität, Umbrüche in Europa und die Rolle der Medien im Wandel zum Gegenstand. Die Hintergründe für aktuelle politische Unruhen und Umbrüche sind jedoch nicht immer erkennbar und offensichtlich.

Mit dem Thema Bewegte Zeiten – zwischen Politik und Religion stellten sich die über 80 Teilnehmenden der 11. Sommerakademie des EZUS, den Phänomenen unserer Zeit. Die Veranstaltung fand vom 4. bis 6. September 2017 im Kurgastzentrum Bad Meinberg statt.

In ihren Grußworten zu Beginn der Sommerakademie betonten sowohl Landrat Dr. Axel Lehmann als auch Stefan Rother, Bürgermeister der Stadt Horn-Bad Meinberg, die Bedeutung der Weiterbildung für die Region und die Wichtigkeit von Bildungsangeboten für alle gesellschaftliche Gruppen. Nathalie Emas, Leiterin der Einrichtung, freute sich, zahlreiche Teilnehmende der Sommerakademie begrüßen zu können und ging auf die Aktualität des Themas der Sommerakademie aber auch des gesamten Studienangebots des EZUS ein.

Inhaltlich führte der Religionssoziologe Prof. Dr. Dr. Heinrich Wilhelm Schäfer mit dem Vortrag „Wie entsteht religiöses Konfliktpotenzial?“ in die Veranstaltungsreihe ein und war sich einig mit dem renommierten Politikwissenschaftler und Friedensforscher Dr. Jochen Hippler, der mehrmals im Jahr in den Krisenländern des Nahen und Mittleren Ostens unterwegs ist: Wer religiöse Konflikte verstehen will, muss die Konfliktursachen betrachten.

Einen schönen Ausklang fand der erste Tag der Sommerakademie beim abendlichen Empfang, wo sich die Teilnehmenden bei einem Imbiss und Livemusik über die Eindrücke austauschten und erste Gespräche über das Gehörte führten.

Auch am zweiten Tag der Sommerakademie analysierten Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen, griffen Themen wie Migration und Flucht, Europa im Umbruch oder Medien im Wandel auf und regten zu Diskussion und Austausch an. So analysierte der Bielefelder Forschungsprofessor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Prof. Dr. Werner Abelshauser, die aktuellen und vergangenen Krisen in Europa und zeigte mögliche Wege aus der Krise auf. Was die EU braucht, so der Referent, sei der Mut, zur Einheit zu kommen und trotzdem die Vielfalt zu erhalten.
Der ebenfalls an der Universität Bielefeld lehrende Soziologe Prof. PhD Thomas Faist ging vor allem auf die Herausforderungen durch Migration und Flucht ein und erläuterte wissenschaftliche Integrationskonzepte und den Unterschied zwischen Integration und Inklusion. Zum Abschluss seines Vortrags rief der Redner seine Zuhörer mit dem lateinischen Satz „Nullius in verba“ (Nach niemandes Worten) dazu auf, gut informiert einen eigenen Standpunkt einzunehmen.
Über den Wandel der Medien – Wie unsere Informationsgesellschaft funktioniert – sprach Marietta Ehret, Professorin für Mathematik und Informatik an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Die Referentin erläuterte den Unterschied zwischen digitalen und analogen Medien und machte den Wandel einiger gedruckter Zeitungen zu einem digitalen Medium deutlich. An Modellen von Diskursstrukturen zeigte die Referentin auf, wie sich mediale Inhalte verbreiten und wie sich die Informationstreue zum Informationsfortschritt verhält.

Der renommierte Politikwissenschaftler und Politikberater Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld eröffnete den dritten Veranstaltungstag und nahm seine Zuhörerinnen und Zuhörer bei seinem Vortrag „Europa – auf der Suche nach einer Zukunftsstrategie“ mit auf eine Zeitreise durch die deutsche Zeitgeschichte. Dabei gewährte er einen Blick hinter die Kulissen von historisch-politischen Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene und kam zu dem Schluss, dass es Identität sei, die die EU derzeit braucht und vermitteln muss. Den vielschichten Umstrukturierungsprozessen der EU sprach er eine gute Prognose zu.

Den Abschluss der diesjährigen Sommerakademie bildete erstmals eine Podiumsdiskussion, die unter dem Motto „Was bewegt uns in OWL?“ stand. Landrat Dr. Axel Lehmann sowie Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskir-che, Prof. Dr. Gunther Olesch, Geschäftsführer Phoenix Contact, und Prof. Dr. Stefan Witte, Vizepräsident Hochschule Ostwestfalen-Lippe, beleuchteten dabei die Herausforderungen, die sie nicht nur aktuell, sondern auch künftig in Lippe sehen. Herausforderungen, aber auch große Potenziale für die Region und für Lippe bein-halten die Themen Digitalisierung, demografischer Wandel und Integration, darin waren sich die Diskutanten in ihren Statements einig. Im regen Austausch auch mit kontroversen Standpunkten beteiligten sich die Teilnehmenden der Sommerakademie an der anschließenden Diskussion.

Zeit für vertiefende Gespräche boten die Kaffeepausen zwischen den Vorträgen und die gemeinsamen Mahlzeiten. Die positiven Rückmelden nach der Sommerakademie machen deutlich, die Ziele und Erwartungen der Veranstaltung wurden erfüllt und viele warten bereits jetzt gespannt auf das Thema der 12. EZUS-Sommerakademie.